Nach dem Alten Testament kam die Scham in die Welt, als Eva und Adam Früchte vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten und merkten, dass sie nackt waren. Dem modernen Menschen scheint Scham weitgehend abhandengekommen zu sein. Der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer, der in Gerichtssälen zuhause war, meint, wir seien entschlossen, uns für rein gar nichts mehr zu schämen. Dem soll etwas näher nachgegangen werden. Gelogen wird am Gericht ganz ohne Scham. So war es denn für mich ein eher unerwartetes Erlebnis, als eine Zeugin nach ihrer wohl falschen Aussage und dem Eid „Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe“ ohnmächtig zu Boden stürzte. Merkwürdig ist, dass nach gelungenem Deal keine Vorwürfe gegen einen Angeklagten zu hören sind, weil er bisher die Unwahrheit gesagt habe. Die vors Gesicht gehaltenen Aktendeckel oder in die Stirn gezogenen Kapuzen, wenn die Kameras laufen, sind nicht Ausdruck von Scham, sondern schützen vor späterem Wiedererkennen und Selbstjustiz.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.2510-5116.2019.03.55 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 2510-5116 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2019 |
Veröffentlicht: | 2019-02-18 |
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